Mitwirkung von Eltern ist vielfältig


Die Aufnahme eines Kindes in eine Kindertagesstätte ist für die ganze Familie ein Schritt in eine neue Welt, mit dem viele unterschiedliche Gefühle verbunden sind: Freude und Hoffnungen, Erwartungen, aber auch Befürchtungen und Unsicherheiten. Kein Kind kommt allein in den Kindergarten. In einem unsichtbaren Rucksack bringt es die ganze Familie mit. All die bisherigen Erfahrungen, die Einstellungen zur Welt, die Erziehungsgrundsätze und Werte wirken in unseren Kinderdörfel-Alltag hinein; und auch die kleinen Erlebnisse des Alltags haben direkten Einfluss auf das Befinden und das Verhalten des Kindes.

Umgekehrt muss sich die Familie plötzlich mit Vielem auseinandersetzen, was aus der Kindertagesstätte kommt: Neues Wissen und neue Spielinhalte, neue Ideen und Forderungen, neue Wörter und Überzeugungen. Zwischen Familie und Kindertagesstätte bestehen nach kurzer Zeit viele Verbindungen und Einflüsse. Das Kind "wechselt zwischen zwei Welten", trägt seine Erfahrungen hierhin und dorthin, so dass eine Wechselwirkung zwischen beiden entsteht.

Die Grundannahme, dass die Familie das wichtigste Bezugssystem für jedes Kind ist, stellt die Erzieherin vor die Aufgabe, die Interessen der ganzen Familie in den Blick zu nehmen, denn das Wohlergehen des Kindes und das der Familie sind untrennbar miteinander verknüpft. Im Kinder- und Jugendhilfegesetz heißt es hierzu: "Wir orientieren uns an den Bedürfnissen und Interessen des Kindes und seiner Familie." Das Kind kennt nichts besser, als die eigene Familie und niemand kennt das Kind besser, als die Eltern und der engste Familienkreis. Die Eltern sind somit die Experten ihrer Kinder.

Wir möchten das Kind dort abholen, wo es in seiner Entwicklung gerade steht und es individuell auf seinem Lebens- und Lernweg begleiten. Wir möchten gemeinsam mit der Familie nach den besten Entwicklungsmöglichkeiten suchen. Wenn wir voneinander wissen, für was sich das Kind gerade interessiert, was es beschäftigt oder auch belastet, dann können wir es gemeinsam am richtigen Ort abholen. Dann können sich die Erwachsenen als Erziehungsteam verstehen. Eine solche "Partnerschaft" braucht Zeit und setzt gegenseitige Anerkennung und einen respektvollen Umgang miteinander voraus. Gespräche zwischen Eltern und Erzieherin sind möglichst geprägt durch Klarheit und Offenheit; eine Begegnung von Expertenteams auf Augenhöhe. Die gute Zusammenarbeit mit Eltern ist für uns Erzieherinnen das A und O und die wesentlichste Voraussetzung für eine gelungene pädagogische Arbeit im Kinderdörfel.

Das wichtigste Instrument für den Austausch zwischen ErzieherInnen und Eltern sind die sogenannten Entwicklungsgespräche. Diese finden in der Anfangszeit häufiger, im weiteren Verlauf nach Bedarf, mindestens aber einmal jährlich, statt. Sie können selbstverständlich von beiden Seiten angefragt werden. Bei diesen Terminen werden systematische KiTa-Beobachtungen zu unterschiedlichen Entwicklungsbereichen mit dem Wissen von zu Hause verglichen und zentrale Entwicklungsthemen besprochen. Manchmal finden solche Gespräche aber auch aus einem speziellen aktuellen Anlass statt. Dann geht es meist darum, sich gegenseitig zu beraten und zu unterstützen oder gemeinsame Ziele zu vereinbaren.

Gerne besuchen wir die Familien auch zu Hause. Dies hat nichts mit Neugier oder Kontrolle zu tun, sondern hilft uns beim Verstehen und signalisiert dem Kind, dass wir Mama und Papa willkommen sind. Manchmal ist es auch sinnvoll, noch weitere Personen aus der Familie oder Therapeuten und Lehrer zum Gespräch einzuladen, um so möglichst vernetzt und effektiv zusammenzuarbeiten. Hierbei gilt: Wir gehen keinen Schritt, über den die Familie nicht informiert ist.


Weitere Formen der Zusammenarbeit


Es gibt sie nicht, die eine richtige Form; das richtige Angebot für alle Eltern. Ebenso unterschiedlich und bunt, wie heutige Familienkonzepte und Lebensgestaltungen sind, müssen auch die Angebote einer Kindertagesstätte an Eltern sein, damit für Jeden das Richtige dabei ist.

Das, was alle Eltern gleichermaßen interessiert, ist die gute Entwicklung des eigenen Kindes. Regelmäßige Gespräche beim Bringen und Abholen um sich Auszutauschen, die bereits erwähnten Entwicklungsgespräche mit den Gruppenerzieherinnen und das Definieren gemeinsamer Erziehungsziele stehen wohl außer Frage. Aber was ist mit Elternabenden, Gesprächskreisen und anderen verpflichtenden Terminen, die die Aufnahme des Kindes für den Erwachsenen üblicherweise so mit sich bringt?

Natürlich gibt es solche Gruppenelternabende mindestens einmal im Jahr auch bei uns. Sie sind für Eltern wichtig, um sich über die Gruppenstruktur und über Themen und Vorhaben der Gruppe zu informieren. Sie geben dem pädagogischen Team der Gruppe die Möglichkeit, Meinungen und Anregungen zur pädagogischen Arbeit zu hören und etwas über die Zufriedenheit der Eltern zu erfahren. Oft sind es aber die Eltern, die Kinder im gleichen Alter haben, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen. Auf Gruppenelternabenden ist es schwierig, auf solche Interessen angemessen einzugehen. Besonders in den drei Familiengruppen mit großer Altersmischung (1 - 10 Jahre) ist es nicht möglich, so allen Interessen und Themenwünschen gerecht zu werden.

Durch unser teiloffenes Konzept finden fast täglich Angebote für verschiedene Zielgruppen statt, an denen die Kinder teilnehmen können und so vom Wissen und den Fähigkeiten anderer Fachkräfte profitieren können. Durch diese Arbeitsweise und durch zusätzliche Qualifikationen haben sich regelrechte Expertenteams gebildet.

Beide gruppenübergreifenden Ansätze - das gemeinsame Interesse der Eltern und das Fachwissen der verschiedenen Projektteams - lassen Themen für unsere sogenannten Themenelternabende entstehen. Diese wollen Informationen über ein Spezialthema vermitteln und Raum für Austausch und Diskussion geben. An solchen Abenden kann jeder teilnehmen, der sich vom aktuellen Bildungs- oder Beratungsangebot des Teams, anderer Eltern oder eines externen Referenten angesprochen fühlt.

Des Weiteren gibt es im Kinderdörfel auch die Möglichkeit, sich individuelle Beratung zu suchen. Hierzu kommt eine Mitarbeiterin der Erziehungsberatungsstelle im Rahmen des Projektes BiK (Beratung im Kindergarten) ins Kinderdörfel und bietet bei Erziehungsfragen und -unsicherheiten ihre Unterstützung im Gespräch an.

Um auch den Austausch unter den Familien zu fördern, bietet wir in
unregelmäßigen Abständen ein Familiencafé an. Hier treffen sich die Eltern der verschiedenen Gruppen zu Kaffee und Kuchen oder auch mal zum Grillen, um sich kennen zu lernen und Kontakte über den Gruppenrand hinaus zu knüpfen. Nicht selten entstehen in diesem Rahmen Ideen für weitere gemeinsame Unternehmungen, so zum Beispiel den Eltern-Kind-Nachmittagen, an denen das gemeinsame Tun und natürlich der Spaß im Vordergrund stehen.

Ein besonderes Highlight des Jahres und Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen Team und Elternschaft sind sicherlich auch unsere großen Kinderdörfel-Feste. Wenn sich genügend aktive Mitstreiter finden, können weitere Veranstaltungen wie das Vater-Kind-Wochenende und Kinderflohmärkte hinzukommen.

Aber auch im Kinderdörfelalltag sind Eltern herzlich willkommen. Wir freuen uns, wenn Eltern sich Zeit nehmen können und beim Abholen noch ein wenig verweilen, um "Dörfel-Atmosphäre" zu schnuppern, einfach mitzumachen oder um in Ruhe unsere Aushänge und Dokumentationen zu lesen, mit denen wir unsere pädagogische Arbeit transparent machen möchten.

Wer mehr Einblick in das pädagogische und organisatorische Geschehen des Kinderdörfels haben möchte, der kann sich im Elternbeirat engagierten. Dieser setzt sich aus jährlich gewählten Elternvertretern aller sechs Gruppen, der Leitung und Personalvertretern des Kinderdörfels und einem Trägervertreter der Arbeiterwohlfahrt zusammen. Aufgabe des Elternbeirates ist die Förderung und Unterstützung der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Eltern, den ErzieherInnen und dem Träger der Einrichtung. Der Elternbeirat hat also eine beratende Funktion.

Nichts, was hier aufgeführt wurde, erhebt Anspruch auf Unveränderbarkeit. Das Kinderdörfel und die damit verbundenen Menschen stehen nicht still. Eine Kindertagesstätte ist ein Ort des Wandels und somit verändern sich immer wieder auch die Angebote und Beteiligungsformen für Eltern. Wir sind also auf viele neue Impulse gespannt und für Ideen offen!


Beschwerdemanagement


Unser professionelles Beschwerdeverfahren in der Kita zielt auf drei Aspekte ab:

Rückmeldekultur als Aspekt von Beteiligung: Eltern und Team soll der Umgang mit Beschwerden erleichtert werden. Eine klare Vorgehensweise nach einheitlichen Regeln vereinfacht es Eltern, sich offen und kritisch gegenüber der Einrichtung zu äußern. Gleichzeitig wird dem Team die Möglichkeit gegeben, jede Beschwerde aufzunehmen, ohne gleich in die Rechtfertigung oder Wertung zu gehen.

Rückmeldekultur als Aspekt von Qualitätssicherung: Mit dieser Form der Rückmeldekultur darf die Arbeit in unserer Kita zu jeder Zeit hinterfragt werden. Die Meinungsäußerungen der Eltern werden wertgeschätzt und ausdrücklich erwünscht. Einer steten Überprüfung seiner pädagogischen und organisatorischen Arbeit steht das Team aufgeschlossen gegenüber. Dabei nimmt jede Kollegin und jeder Kollege am Beschwerdeverfahren teil, indem sie oder er Beschwerden gemäß Verfahren an- und aufnimmt.

Rückmeldekultur als Aspekt von Kundenzufriedenheit: Die Verarbeitung einer Beschwerde wird transparent gemacht. Der Ablauf wird den Eltern, KollegInnen und Träger zugänglich gemacht. Das Beschwerdemanagement zielt ab auf die Zufriedenheit der Eltern mit dem Leistungsspektrum der Einrichtung.

Beschwerden und Kritik soll in unserer Einrichtung ebenso selbstverständlich geäußert werden wie Lob und Anregungen. Darum findet sich im Anhang auch unser Formular des Beschwerdemanagements. In diesem wird der Weg, den eine Beschwerde in der Kita nimmt, nachvollziehbar. Vom Eingang einer Beschwerde bis zu deren möglicher Lösung, gibt es geregelte Abläufe, die den Eltern und der Einrichtung den Umgang mit Beschwerden aufzeigen. Die einzelnen Etappen unseres Beschwerdemanagements sind folgende Schritte:


Download Beschwerdeformular: bitte hier klicken [56 KB]

Eltern dürfen keinerlei Sanktionen befürchten, wenn sie sich in der Kita beschweren. Auf einen höflich-freundlichen Umgangston sind alle Beteiligten angewiesen, damit sich Familien und Kolleginnen in ihrer Kita wohl und sicher fühlen können. Bleibt diese Zuverlässigkeit auch im Konfliktfalle gewährt, steht einer Rückmeldekultur für sämtliche positiven wie negativen Äußerungen nichts mehr im Wege.

Im Falle der Kinder geht die Einrichtung den Weg aktiver Beteiligung, zum Beispiel auch über Kinderkonferenzen. Jede Stimme in unserer Kita zählt! Hinter jeder Stimme steckt eine Meinung, die uns wichtig ist. Ohne Wertung sind freie Meinungsäußerungen ein Qualitätsmerkmal für uns. Meinungsfreiheit und Beschwerdemanagement sind eng miteinander verknüpft.

Finden Kinder in ihrem Kita-Alltag in ihren Erzieherinnen offene Zuhörerinnen und Begleiterinnen, so haben die Mitarbeiterinnen in der Kita in ihrer Leiterin und den Trägervertreterinnen Personen, denen sie ihre Beschwerden oder Anliegen mitteilen können. Die Leiterin unserer Kita hat kollegiale Unterstützung durch Leitungskollegen und ihre Trägervertreter.

Fazit: Wir wünschen uns als Mitarbeiterinnen des AWO-Kinderdörfels eine lebendige und offene Rückmeldekultur. Alle Belange rund um unsere Arbeit darf hinterfragt werden. Jeder Beschwerde sehen wir mit professionellem Interesse entgegen. Jede Beschwerde wird gehört und bearbeitet. Wir entwickeln unsere Einrichtung gemeinsam mit den Familien und dem Träger weiter. Und der Weg in Richtung "Familienkita" impliziert eine enge Einbindung der Familien in die täglichen Arbeits- und Organisationsabläufe.




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