Vom Kindergarten zur Familienkita

Die ersten kommunalen Kindergärten,
Kindertagesstätten, Schülerhorte und Kinderkrippen in Viernheim wurden alle in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt betrieben. Den Beginn machte der erste städtische Kindergarten in der Pirmasenser Straße, noch in den 70er Jahren übergab die Stadt Viernheim die Trägerschaft für weitere zwei große Kindertagesstätten und Schülerhorte an die AWO: den Kindergarten mit Hort am Kapellenberg und den Kindergarten in der Kirschenstraße. Letzterer war ursprünglich als viergruppiger Kindergarten mit einer angegliederten Gruppe für Kinder mit Behinderung konzipiert, inzwischen werden dort aber stattdessen in die Gruppen integrierte Kinder mit Behinderung oder Entwicklungsverzögerungen betreut. In den anfangs im Hause befindlichen Dienstwohnungen ist mittlerweile ebenfalls eine große Hortgruppe untergebracht. Der Hort am Kapellenberg wurde 2013 in eine Kinderkrippe umgewandelt.

1993 kam das in eigener Regie erbaute Kinderdörfel hinzu, welches bis heute Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren in so genannten Familiengruppen betreut. Ein Erziehungskonzept, das bis heute im Kreis Bergstraße, ja darüber hinaus großes Interesse gefunden hat und zweifellos als eines der modernsten Konzepte der Erziehung für Kinder in dieser Altersgruppe darstellt. Da die Großfamilien heute so gut wie nicht mehr vorkommen, sondern die Ein-Kind-Familie die mit Abstand zahlreichste Familienform darstellt, erfahren Kinder fast nirgendwo mehr die gemeinsame Erziehung von kleineren und größeren Kindern in einem Haus: Kleine lernen von Großen und Große lernen Verantwortung und Hilfe für Kleine zu übernehmen.

Als Erweiterung des Aufgabengebietes in der Kindererziehung reihte sich 2002 der Waldkindergarten ein, in dem 20 Kinder in freier Natur eine sehr erfolgreiche und gesunde Erziehung erfahren. Nur für den Fall sehr schlechter Witterung steht zum Schutz der Kinder ein Bauwagen bereit. Wer dort vormittags im Wald spazieren geht, kann sich überzeugen, mit wie viel Freude und mit welcher Selbstverständlichkeit sich die Kinder dort bewegen. Allerdings ist dieses Konzept nicht zur Ganztagsbetreuung geeignet, da die Kinder nach fünf bis sechs Stunden an der frischen Luft in der Regel zu müde sind.

Im Jahr 2020 nahm die Bewegte AWO-Kindertagesstätte Lorscher Straße ihren Betrieb auf, in unmittelbarer Nähe zu einem großen Sportverein und den Viernheimer Pfadfindern. Die beiden inhaltlichen Schwerpunkte der Einrichtung sind Bewegungserziehung und Sprachförderung.

Die AWO hat als erster Träger in Viernheim flexible Öffnungszeiten angeboten, die es auch ganz- und halbtags beschäftigten Eltern ermöglichen, ohne Stress ihre Kinder zu bringen und abzuholen. Auch bei der frühkindlichen Bildung zählt die AWO Viernheim zu den Vorreitern, ebenso bei der Betreuung in Kinderkrippen. Seit 2018 ist die Kindertagesstätte Kirschenstraße vom Land als Familienzentrum anerkannt und wird entsprechend gefördert. Die bereits bestehende familienorientierte Arbeitsweise der Kindertagesstätte konnte durch die Bereitstellung zusätzlicher niedrigschwelliger Angebote zur Förderung und Unterstützung von Kindern und Familien in unterschiedlichen Lebenslagen bedarfsgerecht erweitert werden.

Selbstverständlich gibt es in allen Kindergärten Kinder mit nicht-deutschem Sprachhintergrund. Seit das Land Hessen für die Sprachförderung ein zusätzliches Förderprogramm ins Leben gerufen hat, wurden in allen Häusern zusätzliche Fachkräfte mit einer Sprachfortbildung eingestellt. Die Stadt Viernheim beteiligt sich an diesen Kosten mit 50 Prozent. Zur Komplettierung der Bemühungen um Integration und Sprachförderung werden seit einer ganzen Reihe von Jahren auch Erzieher*innen mit nicht-deutschem Sprachhintergrund beschäftigt. Dadurch ist die Belegschaft in vielen Sprachen kompetent, was der Arbeit mit den Eltern der von uns betreuten Kinder sehr zugute kommt. Im Augenblick sind das arabisch, englisch, italienisch, polnisch, russisch, spanisch, türkisch, ungarisch und vietnamesisch.